Die Sitze – Ein Kapitel für sich
Wir haben feststellen müssen das es nicht so einfach ist,
eine Sitzgelegenheit zu bauen wie man vieleicht meint.
Man meint ein Sitzmöbel kann doch nicht so viel
Arbeit erfordern… naja es kann, vorrausgesetzt die
Ansprüche übersteigen die eines umgedrehten Farbeimers.
Und das tun sie promt:
- Stabilität, denn beim Treten kommen gewaltige Kräfte auf…
- Relativ geringes Gewicht, bei uns sehr relativ…
- Einstellbare Sitzwinkel um den Rücken nicht unnötig zu belasten…
- Luftdurchlässigkeit um nicht nach 10 Minuten ein nasses T-shirt zu haben…
- Bequeme Oberfläche, wir wollen lange fahren…
Die Wahl des Materials fiel auf Holz für den Rahmen und
Kunststoff, genauer gesagt Gurte für die Sitzflächen.
Also ab in den Baumarkt und nach 10 minütiger Rechnerei die Bretter mit dem geringsten “Beschissfaktor” gekauft.
–> Feines Buchenholz
+ Fichten Rundstangen
+ einen Forstnerbohrer der nach seinem Preis zu
Urteilen wohl aus reinem Gold ist
= Ein Sitzmöbel !? na mal sehn…
Dank eines Netten Ehepaars in der Umgebung hatten wir
einen Bandschleifer und eine Oberfräße zur Verfügung.
Die Bretter hatten anfänglich 200x800x18 mm
mit der Handkreissäge wurden daraus jeweils
2 streifen mit 100x800x18
Sie wurden auf entsprechende Längen geschnitten
und mittels Bandschleifer und Oberfräße abgerundet:
Kurzer Passtest, alles mal zusammengesteckt:
Die Holzbearbeitung hat zwischendurch für echte Entspannung gesorgt,
Man Verbrennt sich nicht dauernd die Finger hat keine Scharfen Kanten
die man wegfeilen muss…
kurzum macht es einfach mehr Spaß mit Holz zu arbeiten als mit Stahl.
Die Fichtenrundhölzer wurden sehr genau auf die passende
Länge gesägt und mittels Ponal Holzleim in die Bretter eingeleimt.
Leider musste Ich später feststellen, das die dünnen Stäbe
nicht besonders gut gegen Verwindung der Konstruktion
schützen, daher wurden pro Sitz noch 2 Bretter parallel zu den
Rundstangen eingebaut.
Nach diesen recht gut verlaufenen Anfängen stellte sich aber
relativ bald wieder große Frustration ein, wer hätte es gedacht,
wir waren mal wieder im Baumarkt um uns die Preise für Gurtband
Meterware anzusehen. Natürlich mit ernüchterndem Ergebniss.
Nach Baumarkt Preis währen wir nur für die Gurte, die noch dazu
eine echt ätzende baby-blaue Farbe hatten 120 € losgeworden.
Das muss billiger gehen…
Also im Internet geschaut und auch relativ schnell bei Ebay
fündig geworden. 50 Meter Gurtband in tollem knallorange für
24 € incl. Versand, so stell Ich mir das vor.
Das direkt folgende Problem waren die Ösen um die Gurte
längenverstellbar zu befestigen.
Das Wort Öse klingt relativ nichtssagend, wenn man außer acht
lässt das dieses Wort ein Ding bezeichnet, von dem es zirka 85 000
verschieden Sorten gibt die alle sehr sehr gleich aussehen. und
deshalb natürlich auch 85 000 verschiedene Namen tragen…
Ich denke das hilft sicherzustellen, das kein normal belastbarer
Mensch mehr in der Lage ist ein Stück Blech mit Loch zu
erwerben ohne den Umweg über die Anstalt zu nehmen.
Man glaubt ja garnicht was für abartige Namen für Ösen es gibt…
Das was wir im Endeffekt meinten, hieß schlicht und ergreifend
Stofföse, vernickelt, runde ausführung und wurde in der Größe
8 mm innen wie von uns benötigt für den Autonormalverbraucher
zu 4 Stück abgepackt zum besonders günstigen Tarif von nur
5,30 € + Versand verscheuert… GNAAAAHHHH
Wir benötigen genau kalkuliert 300 Ösen für beide Stühle,
hätten aber gern ein paar mehr für das Verdeck
und irgendwelche Reparaturen.
Ich dreh noch durch…
Eine weitere Woche später hatten wir dann im Internet
einen Großhandel für Schneidereibedarf gefunden,
der uns nach der 5. Email auch promt 1000 Ösen und
ein unglaublich massives Einschlagwerkzeug für
immerhin nur 80 € verkaufte.
Franzl machte sich 2 Tage darauf dran mit einem
Lötkolben die Platikgurte in Stücke â 60 cm zu
schneiden und mit Ösen zu versehen.
Der Lötkolben hat den Vorteil, das man sich
einen Arbeitsschritt, nämlich das umschmelzen
der Gurtenden spart. Ausserdem kann man
damit auch prima Löcher in die Gurte schmelzen.
Das fanden wir heraus als das geliehene Locheisen
nach dem 2. Gurt statt einer Klinge nurnoch eine
ca 2 mm breite, flache Oberfläche hatte…
Allerdings hatte auch dieser Spaß schnell ein Loch
bzw. keine Löcher mehr…
Dem Lötkolben schien es überhaupt nicht zu gefallen
das flüssiges Thermoplast an der Lötspitze vorbei,
ins innere, zum Heizelement lief.
Er brannte schlichtweg durch…
Nach 20 Minütigem Frust auf der Suche nach einem
neuen Verlängerungskabel, das Uhrsprünglich mal
für die Quelle des Übels gehalten wurde
kamen wir dann auf die Idee das es wohl doch der
Lötkolben selbst war.
Nach 3 gescheiterten Versuch den verreckten
Scheisskolben anderweitig auf Temperatur zu
bringen ( Das erklär Ich mal nicht näher) fuhr
Franz dann schon grenzwertig gereizt in den
Baumarkt um einen neuen Lötkolben zu kaufen.
20 Minuten später stand Ich mit leicht
fassungslosem Gesicht vor einem 100 Watt Lötkolben…
Er hatte in der Frustration einfach den dicksten
Möller aus dem Regal gezogen der zu finden war.
Wenigstens ging das ding mit seinen lustigen
500°C und natürlich frei von jeglicher Regelelektronik
für unter 20 Öcken über die Theke.
Eins war allerdings klar:
Den Versuch damit eine wie auch immer geartete
Fahrzeugelektronik zu realisieren musste Ich garnicht
erst starten.
Jeder der schonmal mit der schonmal Elektronik
gelötet hat sollte wissen was Ich meine.
Verdampfendes Silizium ist eher wenig hilfreich,
wenn es doch eigentlich rechnen soll.
Na wenigstens einen Vorteil hatte dieses Riesentrum.
Es ging bedeutend schneller die Gurte zu schneiden
und stank wenn auch doppelt so ekelhaft nur halb so
lange.
Viel Geld, gedult und einige lehrreiche Erfahrungen
später hatten wir auch die Gurte Konfektioniert.
Das einbauen ging fast schon erstaunlich reibungslos,
was nicht heißen soll das es keine Probleme gab…
Man sollte halt vorher bedenken, das es eher mäßig
klug ist die Stelle an der 2 Bretter winkelverstellbar
übereinander liegen als befestigungsort für den Gurt
mittels einer durchgesteckten M4 schraube auszuwählen.
Die einstelloptionen sind danach doch eher weniger
vielfältig…
Dieses Problem ging mir allerdings so auf den Keks,
das es schlicht dadurch beseitigt wurde das manche
Gurte nun mit einer mittels Bolzenschneider passend
abgeknipsten Spaxschraube befestigt wurden.
Ich finde das Wort beseitigt trifft den Umstand ganz gut,
Ich bin mir nämlich fast sicher, das Ich mich in nicht
allzuferner Zukunft tierisch über diesen Pfusch ärgern
werde…
So… FERTIG !!!!!
Fazit:
-Die dinger sind saubequem, könnte man fast drin
einschlafen.
-Ich hätte nie gedacht das man so viele Arbeitsstunden
in einen Stuhl investieren kann.
-Wer versucht diese Kontruktion nachzubauen sollte
vorher nochmal alles gründlichst nachrechnen…
Ich werde versuchen in der nächsten Zeit noch eine
Technische Zeichnung mit allen Abmessungen hier rein
zu stellen. Ich muss diese blos erst Zeichnen xD
Grüße J